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HANS Brainfood

hans-brainfood.de Das HANS-Hanf-Team

Interview

mit dem Gründern Matthias Coufal und Jakob Graf

Das Interview führte: Thomas

Wer seid ihr und was macht ihr?

Matthias: Ich bin der Matthias (28), einer der Gründer von HANS Brainfood. Ich bin bei uns hauptsächlich für die Produktentwicklung und das Thema Warenbeschaffung zuständig. Ich hab einen landwirtschaftlichen Hintergrund und hab daher einen guten Bezug zu Rohwaren. Ich weiß, worauf man achten muss, kenn die Preise und alles drumherum.

Jakob: Ich bin der Jakob (26), auch einer der Gründer von HANS Brainfood. Offiziell bin ich zuständig für Vertrieb und Marketing. Aber eigentlich macht bei uns sowieso jeder alles. (grinst) Weiterer Schwerpunkt von mir ist die Strategie: In welche Kanäle gehen wir, welche Kunden wollen wir haben, der Lebensmitteleinzelhandel, …. Das Strategische macht mir sehr viel Spaß. Und seit Anfang April arbeiten wir beide Vollzeit an HANS Brainfood.

Und was macht ihr? Wie kam’s dazu?

Matthias: Wir machen Hanf-Riegel für’s Gehirn. Ich hab früher im Marketing bei Horsch gearbeitet. (Anm. d. Red.: Maschinenbauer für die Landwirtschaft) In meiner Freizeit mach ich gerne Sport und schau da auch auf meine Ernährung. Aber während der Arbeit hab ich gemerkt, dass ich keine Zeit hab, um da ordentlich zu kochen oder was frisch zuzubereiten. Also hab ich was zum Mitnehmen gesucht mit guten Nährwerten. Aber da gab’s nix. Ich hab dann selber zu Hause Sachen zusammengebastelt. Irgendwann kam ich dann auf Hanfsamen und hab festgestellt, dass die super Nährwerte haben. Und die hat’s vor 2 Jahren nirgends gegeben. Im November 2016 hab ich schließlich auf dem StartUp-Weekend den Jakob kennengelernt. Der meinte dann „voll geile Idee, die haben nen Haufen Omega-3, g’sund für’s Hirn, perfektes Brainfood“. Wir haben dann den 2. Platz im Wettwerb belegt mit unserer Grundrezeptur Hanf + Honig. War sensationell, weil’s eigentlich ein Technologie-Wettbewerb war. (lacht)
Wir haben gesehen, dass den Leuten gefällt, was wir da machen. 3 Monate später wollten wir auf dem Markt sein, gedauert hat’s 2 Jahre. Der Jakob hat parallel seine Masterarbeit über unser Marketing geschrieben. Am Anfang haben wir’s neben dem Vollzeit-Job gemacht. Und vor allem das BIO-Siegel hat sehr hohe Anforderungen an Lebensmittel, des war ned so leicht. Im Frühjahr 2018 hatten wir dann die Idee, den Hanf regional anzubauen. Ich hab beschlossen, dass mein Bruder in Pfaffenhofen jetzt unseren eigenen Hanf anbaut. Eigener Hanf für unsere Riegel war dann sehr interessant für alle Leute im Umfeld, des ging bis nach München. Schließlich haben wir uns zum Crowdfunding bei StartNext entschieden, um die Produktion und die Verpackung vorstrecken zu können. Das war ein Haufen Arbeit! Du musst jeden Tag Posts schreiben, Telefonate führen, Veranstaltungen besuchen. 12 Wochen war das Vollgas neben der Arbeit. Das hatten wir echt unterschätzt.
Jakob: Das Crowdfunding war aber echt wichtig. Unter 16 Foodstartups haben wir am meisten Geld sammeln können, über 20.000€. Das war dann auch unser „Proof-of-concept“. Du kannst da sehen, dass Leute Interesse haben und Geld bezahlen, für einen Riegel, auf den sie 2 Monate warten müssen und nicht wissen, ob der schmeckt. Dann haben wir die Produktion gestartet. Nach 2 Jahren Arbeit im November 2018 endlich das fertige Produkt in den Händen zu halten, war der absolute Hammer! (beide grinsen über beide Ohren) Und seitdem geht’s ab. Ein Freund hat uns innerhalb von 2 Tagen mit WooCommerce einen Onlineshop hochgezogen. Offizieller Marktstart war dann im Januar 2019. Durch das Crowdfunding und die PR wurden auch langsam die Einzelhändler auf uns aufmerksam. Im Jahr 2019 waren wir jetzt schon auf 7 Messen.

Nico: Mit den Hanf-Riegeln seid ihr bestimmt einer von den ersten Fünf, die den herstellen, oder?

Matthias: Gesunde Riegel sind erstmal ned bahnbrechend. Viele Stammtisch-Ideen wären erfolgreich, wenn man sie verfolgt, 50% schätz ich. Uns war die Umsetzung wichtiger als eine gute Idee. Es gibt schon viele Hanf-Riegel, aber da ist kaum Hanf drin. Da werben die mit Hanf-Riegeln und dann hat der 3% Hanf-Anteil…. Unser Riegel hat 65-75% Hanf-Anteil, der Wettbewerber mit dem zweitgrößten Hanf-Anteil hat 20-30% drin. Du darfst auch erst die gesundheitlichen Wirkungen von deinem Hanfriegel bewerben, wenn da mehr als 65% Hanf drin sind. Da gibt’s eine gesetzliche Vorgabe.

Riegel aus Hanf

Können wir einen ansehen oder probieren? Wie seid ihr zu dem Namen gekommen?

(Matthias steht auf und geht in den gegenüberliegenden Kiosk. Er kommt mit 4 Riegeln zurück.)
Jakob: Die eigenen Riegel sind komplett ausverkauft. Zum Namen: Brainfood kann man als Marke nicht schützen, aber Hans. Wir haben am Anfang überlegt. Matthias‘ Riegel oder Jakob’s Riegel wäre unfair. Und dann stand da Hans an der Tafel. Da haben wir uns gedacht, jawoll den nehmen wir. HANS klingt ähnlich wie Hanf und ist einprägsam, den vergisst man nicht. Hier sind unsere 4 Sorten: Original: Hanf + Honig, Apfel-Zimt, Kakao, Kaffee-Maulbeere. (Anm. d. Redaktion: Die Riegel schmecken sensationell gut, sogar besser als die meisten Süßigkeiten. Nur beim Kaffee-Riegel scheiden sich die Geister. Probiert am besten selbst!) Von der 1. Lieferung über 40.000 Stück sind innerhalb von 4 Monaten alle weg.

Was steht aktuell bei euch an?

Matthias: Wir sind auf der Suche nach einem Logistiker. Aktuell verpacken wir noch alles komplett selbst von Hand. Die Paletten stehen bei meinen Eltern in der Halle. Dreimal die Woche kommen da die Paletten mit Riegeln. Mein Papa wartet zurzeit auf seine Kehrmaschine, aber dann kommen doch immer bloß Riegel. (lacht)
Jakob: Im Lebensmitteleinzelhandel bewegt sich was. Seit 2 Wochen sind wir im REWE in ganz Regensburg. Ab Ostern in 78 Geschäften bayernweit. Langfristig wollen wir in ganz Deutschland erhältlich sein. Österreich greifen wir jetzt an. Da ist die Akzeptanz für Hanf schon höher, die essen den im Müsli. England und überraschenderweise auch Spanien sind interessante Märkte.

Was ist euer Ziel? Wo wollt ihr hin?

Matthias zu Jakob: Mach du des, du bist der Visionär. (lacht)
Jakob: Ich will Marktführer für natürliches Functional Food werden. Nicht nur Riegel, sondern alle Produkte für ein besseres Hirn, bessere Konzentration, bessere Leistung, besseren Schlaf, etc. Am wichtigsten sind für mich zu 100% natürliche Produkte ohne Zusatzstoffe, ohne Süßungsmittel und den ganzen Müll.
Zurzeit gibt’s neben dem Riegel schon pflanzliche Proteinpulver bei uns auf der Website, auch ganz ohne Zusatzstoffe. Demnächst wollen wir CBD-Öl auf den Markt bringen. Die beruhigen, tragen zur Entspannung bei und sind schmerzlindernd. Unsere Nachbarin hat starke Arthrose und nimmt echt starke Schmerzmittel auf Opiat-Basis, des heftigste Zeug. Nach 2 Monaten CBD-Öl ist sie jetzt opiat-frei. Also die Wirkung von Hanf ist echt unglaublich.
Matthias: Ich fänd’s super, wenn man uns mit Hanf als Nahrungsmittel in Verbindung bringt. Die Leute sagen ned Papiertaschentuch, sondern Tempo. Wenn die von Hanf reden, dann sollen die von HANS reden.

Nico: Wie bleibt der Riegel ohne Zusatzstoffe eigentlich haltbar?

Matthias: Des is total cool. Im Hanf ist natürlich vorkommend eine Menge Vitamin E. Vitamin E ist ein Antioxidans, das verhindert, dass die Fettsäuren ranzig werden, also oxidieren. Unsere Riegel sind mindestens 1 Jahr haltbar. Auch im Labor kann man da nur Schätzungen abgeben. Die testen auf aktives Wasser, super kompliziert. Wir haben von Anfang an eigene Lagertests gemacht, weil uns wichtig ist, dass der Geschmack möglichst lange erhalten bleibt.

Nico: Ich hab gelesen, dass es tatsächlich die Nährstoffe sind, die der Körper im Essen schmeckt und registriert. Die 5 Arten (sauer, süß, salzig, bitter, umami) sind einfach nur Nährstoffkombinationen, die herausstechen. Das ist auch der Grund, warum du Chips schaufeln kannst ohne satt zu werden. Die schmecken nach Pappkarton, da sind keine Nährstoffe drin. Im Körper kommt nichts an und er verlangt mehr. Kalorienmäßig bist du voll, aber Nährstoffe fehlen nach wie vor. Euer Riegel macht satt, da reicht einer, maximal zwei. Da sind ein Haufen Nährstoffe drin, da sagt der Körper es reicht, ich hab wieder volle Energie.

Matthias: Spannendes Konzept! Ich kenn das. Wenn du dich abwechslungsreich ernährt hast als Kind, dass dann der Körper weiß, wo was drin ist. Dann hast du plötzlich Lust auf Pilze, rote Rüben oder sowas. Der Körper weiß dann, was er braucht. Mehr auf den Körper hören, der hat ein sehr cooles Analysetool in sich drin.

Was treibt euch an?

Matthias: Unabhängigkeit. Ich will mein eigenes Ding machen, mir ist des wichtiger als Geld. Selbstständig und eigenständig handeln können. Und dann auch mal um 9:30 Uhr einfach hier Kaffee trinken können. Aktuell ist des Luxus.
Jakob: Aktuell haben wir 7 Leute im Team und die machen das alle freiwillig. Die bekommen kein Geld. Das will ich mittelfristig schon ändern. Bei uns zählen Fähigkeiten mehr als deine Ausbildung. In der Industrie brauchst du den Abschluss, bei uns sollen die Leute mit Persönlichkeit überzeugen. Gute Noten sind da vielleicht Bonus. Wichtig ist, was du kannst und ob du ins Team passt.

Was habt ihr bis jetzt erreicht?

Jakob: Das Crowdfunding war schon ein Highlight. Wir sind im REWE und bald auch im Denn’s Biomarkt. Wir haben auf der BioFach Platz 1 für den Best New Product Award weltweit gewonnen. Im Fernsehen waren wir auch unterwegs. Ich hab zwar BWL studiert (Marketing M.A.), aber du musst das alles neu lernen. In der Praxis kommt soviel Neues auf einen zu. Das kann dir vorher in der Theorie keiner abbilden.

Wo wollt ihr in 5 Jahren sein?

Jakob: Ich will nicht mehr direkt im operativen Geschäft arbeiten, sondern strategisch. Dieses langfristige Denken macht mir riesig Spaß. Aktuell hast du keine Zeit zum Nachdenken, nur arbeiten. Ich will Dinge ausprobieren, feste Strukturen etabliert haben, Prozesse die erfolgreich laufen.
Matthias: Du hast so viele Ideen, aber du musst schauen, dass jetzt alles läuft. Wir haben eine Mitarbeiterin, die hat ständig super Ideen. Die will Prozesse optimieren, neue Marketingstrategien verfolgen, etc. Das find ich klasse. So war ich auch vor 2 Jahren. Aber im Tagesgeschäft hast du einfach keine Kapazitäten mehr frei für Neuerungen, obwohl die sehr gut sind. Da will ich selber wieder hin. Für die Marke wünsch ich mir, dass wir etabliert sind. Man soll uns verbinden mit Qualität und Gesundheit und uns überall kaufen können.

Könnt ihr euch vorstellen, euer Unternehmen eines Tages zu verkaufen?

Matthias: Ja. Wir wollen unabhängig sein. Wenn ich mit dem Geld andere Ideen verwirklichen kann, vllt. bessere Ideen, dann wäre das cool. Ich seh es wie ein großes Spiel und viel Geld erlaubt dir neue Möglichkeiten. In der Karibik am Strand sitzen, ist ned mein Stil. Da würde mir schnell langweilig werden. Ich würd was no Geileres machen.
Jakob: Hängt vom Preis ab. Aktuell fühlt sich’s an wie mein eigenes Baby. Da hab ich viel Zeit und Energie reingesteckt. Das will ich nicht einfach so hergeben. Da muss schon viel Geld fließen. Die Konditionen sind da für mich schon entscheidend und auch was mit dem Unternehmen passiert. Ich will es in guten Händen wissen.

Danke für eure Zeit und das Interview.