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Tymclyps: "Wir sammeln keine Probleme sondern machen arschgeile Fehler"

www.tymclyps.de Tim von TymClyps

Interview

mit Tim Hemzal (und ab und zu sagt Sammy auch was)

Das Interview führte: Thomas

Lieber Tim, vielen Dank für die Einladung ins schöne Amberg. Bei Euch hat irgendeiner ein berühmtes Spiel erfunden haben wir beim Hergehen gelesen?

Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Wir sind Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Weltrekord-Halter. Vor eineinhalb Jahren hat bei uns ein erfolgreicher Weltrekordversuch am Marktplatz stattgefunden wo die meisten Menschen gleichzeitig Mensch-Ärgere-Dich-Nicht spielten. Und jetzt sind wir Weltrekordhalter. Das findet jeder in Amberg supercool. Außer uns (Gelächter). Und wir sind Luft-Kunst-Ort, weil wir das Luftmuseum haben. Das ist geschützt, nur Amberg darf sich Luft-Kunst-Ort nennen. Jetzt hast Du alles Wichtige über Amberg erfahren - das wars (lacht).

Wer seid ihr und seit wann gibt es Euch?

Ich bin der Tim, ich bin Gründer der Tymclyps GmbH, uns gibt's jetzt seit 3 Jahren. Fast.

Was ist eure Geschäftsidee und was macht sie so besonders?

Wir kommen alle aus dem Videobereich. Es gibt zwar viele Filmproduktionsfirmen, welche klassische Imagevideos produzieren. Also diese Fünfzehnminüter, in welchen irgendwelche Geschäftsführer vor der Kamera sind, die erzählen wie toll ihr Unternehmen ist und so weiter. Und wir haben gesagt, das braucht's was Dynamischeres. Irgendwas mit mehr Pep, besonders fürs Internet, das kommt immer mehr. Das war die Grundidee. Ich hab dann ziemlich schnell ein geiles Team gefunden welches da Bock drauf hatte. Die hatten Expertise mit Storytelling & Co. Dann sind wir immer mehr in Richtung Social Media gegangen, haben da immer mehr Expertise aufgebaut. Und uns immer gefragt. Wie können wir noch innovativer an den Prozess Video herangehen? Wie können wir noch schneller produzieren? Wie können wir noch andere Tools nutzen wie z.B. unser Livestreaming-Setup? Mit dem können wir mit bis zu 8 Kameras Fernsehqualität ins Internet bringen, mit Einspielern und so weiter. Was sowohl für die interne Kommunikation superstark ist, bei Großunternehmen müssen z.B. die Mitarbeiter nicht mehr von überall herreisen. Aber auch für Live-Shows, für Branding-Geschichten, für Veranstaltungen ist es sehr vielseitig einsetzbar. Daraus haben wir letztes Jahr auch unser "Right-Now"-Produkt entwickelt, wo wir innerhalb von 2 Stunden professionelle Studioproduktionen verwirklichen können. Auch weil wir in unserem Studio feste Settings haben, mit aufgebauter Live-Regie und die Videos auch schon live schneiden während sie aufgenommen werden - damit man wirklich nach zwei Stunden mit einer professioneller Produktion mit 2-3 Minuten Länge rausgeht.
In allen Branchen wird Video immer wichtiger. Vor einigen Jahren war es noch so: "viele Branchen brauchen es". Heute würde ich sagen: Jede Branche braucht es. Egal was. Jeder braucht Video. Die Leute werden immer fauler, lesen immer weniger Text, weniger Artikel - es wird immer wichtiger kurze Videos zu machen, man produziert nur kleine Teilbereiche. Einmal für die Kommunikation. Zum anderen im Branding-Bereich, bedeutet daß wir für manche Partner spezielle Settings aufbauen, Interview-Formate usw. und regelmässig Content bringen.

Eure Kunden sind dann alle von der Metzgerei gegenüber bis zum großen Unternehmen?

Sammy: ... bis zum Hochregalbauer oder Elektrounternehmen.
Tim: Das ist wirklich das Superspannende an unserem Job. Ziemlich genau heute vor einem Jahr sind wir in 30m Höhe bei Eis auf Stahlträgern rumgeklettert und haben Hochregallager gefilmt - hochautomatisierte Systeme für die Automobilindustrie. Wie die gebaut werden. Mit Erklärungen: warum braucht man da so viel Platz, wieviel sind 700 Tonne Stahl, bis hin zum Recruiting, das wird immer wichtiger, das man die Person dahinter zeigt, das machts authentisch. Wir gehen bewusst weg von diesen "geschleckten" Videos und lassen irgendwelche Fehler drin oder irgendwelche Versprecher, weil's das einfach authentisch macht.

Ist dann dieses neue Produkt, "Right Now", der größte Geschäftsbereich?

Am meisten machen wir schon die klassischen Branding-Video-Geschichten. Beraten dabei eigene Studios aufzubauen, und langfristige Kooperationen mit den Kunden zu machen. Right Now ist relativ neu, das haben wir erst im Dezember gestartet. Das ist gerade am Anlaufen, und jedem dem wir es erzählen sagt "Wow, das ist richtig cool". Und das zieht langsam seine Kreise, und wir pushen's immer weiter.

Welchen Tipp gibst Du unseren Startups, wenn die ganz am Anfang stehen, zum Bekanntmachen von der Idee bzw. dem Angebot?

So schnell wie möglich nach außen tragen! Denn bei uns war's am Anfang so: "wir machen das für andere, für uns müssen wir nichts machen, wir sind ja B2B". Jetzt sage ich: so schnell wie möglich starten, weggehen von der Perfektion, und sagen: okay, ich nehm jetzt mein Handy in die Hand und produziere ein Video. Und das kontinuierlich, von Anfang an, um bekannt zu werden. Auch Netzwerk-Veranstaltungen zu nutzen, schauen daß man auf Social Media Reichweite generiert. Schnell anfängt das nach außen zu tragen. Und wirklich Vollgas gibt von Anfang an!

Auf allen Kanälen? Das wird ja etwas viel ...

Das ist sehr individuell. Ich würde sogar sagen daß man sich am Anfang auf einen Kanal fokussieren sollte. Abhängig von Branche und Ziel. Und auch wieder nicht: Für Business-to-Business eignet sich z.B. LinkedIn hervorragend um sich zu vernetzen. Andererseits sind wir gerade vor allem auf Instagram und Youtube unterwegs, obwohl wir klassisch im B2B-Bereich unterwegs sind, weil wir gerade - strategisch - allgemeine Bekanntheit haben wollen. Erstmal Markenbekanntheit in der ganzen Oberpfalz. Starten deshalb auch einige witzige Events in nächster Zeit. Und schauen eher die breite Masse zu erreichen. Von dem her stellt sich immer die Frage: was ist das Produkt dahinter? Ist es etwas wie bei uns wo man sehr vielschichtig anbietet? Denn wenn ich z.B. nur Spezialstecker produziere welche für 10 Industrieunternehmen in Deutschland interessant sind, würde ich eher auf die Business-Seiten setzen. Sonst halt die anderen Plattformen, Facebook z.B. wenns um die ältere Generation geht. Youtube ist natürlich eine Spitzenplattform, da ist der Aufwand allerdings höher wenn man's selber macht.

Wie seid ihr auf diese Idee gekommen und was hast Du vorher gemacht?

Ich habe die GmbH mit 16 Jahren (jetzt bin ich achtzehn) gegründet als ich in der 10.Klasse war und meine mittlere Reife gemacht habe. Die Geschäftsführung mußte aber mein Vater übernehmen, das darf man erst wenn man volljährig ist. Durch ein paar größere Zufälle habe ich für einen größeren Elektronikkonzern schön während der Schulzeit Videos produziert habe. Gleichzeitig hatte ich schon immer die Idee etwas zu gründen, selbständig zu sein. Der Gedanke von 9-to-5 zu arbeiten hat mich abgeschreckt. Angefangen hat's eigentlich schon in der fünften Klasse als ich meinen Technik-Kanal auf Youtube gestartet habe. Wo ich sehr viele Produkte getestet habe, vom Smartphone bis zum Bluetooth-Lautsprecher. Da kamen dann sehr schnell erste Firmen auf mich zu, die mir was zuschickten wollten damit ich das dann teste. Und einige davon wollten dann auch gleich Erklärvideos für interne Zwecke: "Unsere Überwachungskamera checken die Leute nicht, kanns Du mal ein Erklärvideo machen". Das waren dann die ersten Mini-Aufträge. Ich habe damals schon angefangen alles was ich mache auf Facebook und Co. hochzuladen. Und habe dann schon eine enorme Bekanntheit gehabt, was zu immer mehr Anfragen führte. Habe zur gleichen Zeit das Team kennengelernt, welches jetzt hier sitzt. Dann haben wir uns zusammengesetzt und haben schnell gemerkt, das wird was Cooles. Und ich hab gemerkt, das wird immer größer und habe deshalb die Firma gegründet. Im ersten Jahr war das noch viel Just-For-Fun, neben einigen großen Aufträgen, das wurde dann eher ein Freundeskreis der zusammen Dinge gemacht hat. Und die Leute haben wir dann nach und nach übernommen, wenn sie z.B. mitm Studium fertig waren.

Warum habt Ihr Euch für diesen Standort entschieden?

Wir kommen alle aus der Region. Und es hat sich ergeben daß wir in Hirschau unsere Studiofläche gefunden haben. Aber eigentlich ist es egal wo wir sitzen. Wir sind im ganzen deutschsprachigen Raum unterwegs, und wo wir sitzen, wo wir die Sachen schneiden, spielt keine Rolle. Ich weiß nicht wo's hingeht, aber aktuell sind wir hier und fühlen uns hier sehr wohl. Die Infrastruktur um sich zu vernetzen wird immer besser, auch dank der DGO und der Techbase. Und ich wohne in Amberg, fahre nur 10 Minuten mit dem Rad ins Büro. Und der Sammy, der letztes Jahr in die Firma mit eingestiegen ist, hat 3 Minuten zu Fuß ... das ist auch echte Lebensqualität, diese kurzen Weg. Der Sammy war vorher in Stuttgart, und ich weiß noch wie er ausgeflippt ist nachdem er hierher gezogen ist, weil er nur eine Minute zum Lidl brauchte (alle lachen)
Sammy: Ich kann mir jetzt sagen, ich mache mir eine Lasagne, und kaufe mir schnell das Zeug dafür! In Stuttgart brauchte ich ne halbe Stunde um überhaupt zum Laden zu kommen. Also hier ist das schon ein ganz anderes Feeling. Vor allem weil wir eh so viel unterwegs sind. Da ist es schön sich "heimisch" zu fühlen.
Tim: Das ist das Interessante daran: Früher wollte ich unbedingt in eine Großstadt. Jetzt sind wir soviel unterwegs, und es macht soviel Spaß. Aber es ist auch schön wenn man tagelang unterwegs ist, in München zum Beispiel, wieder hierher zu kommen und Ruhe zu haben. Und das machen wir mit einem flexiblen Team. Im Dezember haben wir z.B. spontan einen Auftrag für eine Großveranstaltung bekommen. Firmenjubiläum einer Gleisbauholding. Die wollten 15 Videos innerhalb 4 Wochen, und diese waren die Basis für das Event, die Videos sollten auf großen Videowalls laufen.

Es gibt ja viele Videoproduktionsfirmen, was unterscheidet Euch von den Anderen?

Videoproduktionen gibt's wie Sand am Meer. Alleine in Amberg fünf oder sechs. Aber in einem Jahr nimmer. Dann gibts die nächsten 5 oder 6. Das sind kleine Gruppen, die probierens, haben 1-2 Aufträge und fertig. Denen fehlt halt der Spirit. So und jetzt zu uns: ich weiß niemanden der so eine Infrastruktur - zumindest in Bayern - hat wie wir. Klar, es gibt die Bavaria Filmstudios. Aber dazukommt vor allem auch der Ansatz. Die anderen machen ihre Filmchen, und dann ists gut. Wir sehen das Ganzheitliche: zum einen der innovative Prozess, wie können wir das schneller machen, verbessern, wo sind die Pains... Du kamst rein, das erste was Du gesagt hast war "Video, das ist ja so aufwändig". Genausowas, da setzen wir mit Right Now an, 2 Stunden und Du hast Dein Video! Und gleichzeitig Social Media strategisch zu nutzen: eine Kooperation mit uns startet immer mit einem "Vision Meeting". Und definieren erstmal die KPIs für das Video. Wir machen nicht ein Drehbuch und produzieren einfach den Imagefilm. Sondern wir setzen uns zusammen und fragen, was ist euch wichtig. Was wollt ihr damit erreichen? Wie können wir die Kampagne diesbezüglich aufbauen. Wir gehen inzwischen mit einer Lean Methode da ran, nehmen 'ne kleine Cam, produzieren drei Videos die noch nicht in der endgültigen Qualität sind, in drei verschiedene Richtungen, und splittesten erst einmal. Was kommt an bei der Zielgruppe? Und entwickeln daraus die Strategien für die Zukunft weiter. Sowas, da weiß ich nicht wo es das (noch) gibt.

Wo siehst Du Dich in 5 Jahren?

Tatsächlich ist unser Hauptding immer mehr in die Eigenprojekte zu gehen. Unsere eigenen Brands schaffen. Wir haben schon Prototypen in verschiedene Richtungen. Sei es etwas sehr sehr "Nischiges" von einem Teammitglied, da geht's um Minderheitensprachen wo es aber einen riesigen Markt gibt. Oder Musikchannels bis hin zu witzigen Brands auf Youtube, Insta und so weiter und die nach oben pushen, also Kooperationen eingehen und geilen Content zu kreiren. Das können wir, da machen wir enorm viel. Bis das Interview online ist wird unser neuer Youtube-Channel online sein, wo wir einfach mehr nach außen gehen. Das Geile bei uns ist unser Flow, alle Leute die einmal mit uns zusammengearbeitet haben, wollen in der Regel nicht mehr gehen - und das wollen wir mehr nach außen kommunizieren. Einfach den Spaß, witzige Dinge ... z.B. unser Küchentonstudio! Ich hab gesagt ich hätte Bock einen Podcast zu starten, wir haben viele Musiker in unserem Umfeld, und unsere Küche ist Scheiße, deshalb bauen wir jetzt ein Tonstudio draus.
In 5 Jahren sehe ich ein Imperium, mindestens die Anfänge von unserer "Tymclyps-Stadt". Wo Du reinkommst und alle Leute kreative Dinge schaffen. Das hört aber gar nicht bei Video auf, wir haben z.B. geile Ideen für Modelabels, wir haben schon superkrasse Stories für das Thema Gamedesign, bis dahin daß wir Serien-Kinofilme produzieren und damit ein kreatives Imperium schaffen. Leute die an krassen Sachen mit voller Elan arbeiten! Der eine spinnt grad an der Kampagne für Coke, der andere ist grad an unserem neuen Kinofilm dran, in der Ecke wird an unserem Animationsfilm gearbeitet...
In 5 Jahren seh ich mich einerseits frei, möcht viel reisen und von überall aus arbeiten können. Und dann aber auch hierherkommen und kreative Leute sehen die an krassen Projekten arbeiten und die die Freiheit haben an krassen Projekten zu arbeiten. Und einfach Spaß zu haben, das ist das Wichtigste. Klar muß der Umsatz stimmen, das ist ja die Grundlage. Aber das ist für mich nicht das Ziel, für keinen hier. Das ist die Grundlage. Aber in erster Linie wollen wir geile Sachen schaffen und Spaß haben, und deshalb starten wir gerade viele coolen neuen Projekte.
Wir haben zum Beispiel gemerkt, Networking-Events sind eigentlich cool, wir finden die aber zum Teil immer noch unangenehm, von der Art. Deshalb findet im Februar die erste Networking-Party hier im Büro statt, und weil Golfen typisch "Networking" ist machen wir unsere erste Wii-Golfparty! Unser hochseriöses Wii-Golf-Event. Wo einfach coole Leute da sind, wo wir Spaß haben und networken können.

Was waren die größten Herausforderungen in der Startphase und wie habt ihr sie gemeistert?

Die ersten Kunden waren einfach, und Du denkst, wow das geht ja alles von alleine. Und dann kam irgendwann ein richtiges Loch, monatelang keine Aufträge, Du hockst da, mußt Kaltakquise machen, wir haben bei zweitausend Firmen angerufen und keinen einzigen Auftrag bekommen. Das war halt echt eine Harcorephase, unter der alles gelitten hat. Dann ist halt irgendwie der Spaß weg, haben gesagt wir müssen jetzt Vertrieb machen, und haben in dieser Zeit kein einziges Video produziert. Und dadurch sind wir irgendwie in so ein Loch gefallen. Und es kam dann erst wieder zurück als wir gemerkt haben, wir haben wieder Spaß und die Kraft wieder. Wir sind in so eine Bubble geraten, weil wir keine Videos mehr produziert haben, hatten dadurch keine geilen Referenzen. Dann haben wir Leute angerufen, die wollten Referenzen sehen, wir wollen sehen was ihr macht, gleichzeitig hatten wir keinerlei Bekanntheit über Socialmedia, denn wir meinten es ist produktiver wenn wir die Leute direkt anrufen. Das war die größte Herausforderung, aus diesem Loch wieder rauszukommen und ein regelmässiges Income zu generieren. Wir sind alle der Meinung, wenn man tut was man liebt, daß dann das Geld von alleine kommt. Aber gleichzeitig war das die Lehre, wenn man nicht tut was man liebt, dann halt nicht! Das war die größte Herausforderung, da wieder rauszukommen, wieder coole Sachen zu machen, und dann läuft wieder alles.

Und seitdem gab es keine Probleme mehr? Weil Ihr Euch immer Euren Spaß bewahrt habt?

Ich bin der Meinung, es geht darum wie man an die Sachen ran geht. Du kannst überall Probleme sehen. Oder sagen, okay, wir machen das jetzt anders. Natürlich hatten wir ein Ziel - und 50 Wege die nicht funktioniert haben. Deshalb: analysieren, aufschreiben, optimieren, draus lernen, weitermachen. Dahinter steckt für mich die Frage: was ist Scheitern und wie gehst du damit um? Jede Woche geht gefühlt etwas schief, aber die Frage ist: wie gehst Du damit um?
Sammy: Wir sammeln auch keine Probleme, wir sammeln arschgeile Fehler die wir halt nicht mehr machen. Wir treffen uns 1x die Woche und reden halt darüber was diese Woche so richtig geil schief gelaufen ist, und wir machen wir das nimmer. Und das war unser Problem bei dem "Loch" damals - weil wir mit dieser Thematik falsch umgegangen sind!

Susi: Was ist "Tymclyps Signage"?

Das ist ein Projekt von uns das wir vor eineinhalb Jahren gestartet haben. Die Leerstände in den Innenstädten, wie z.B. hier in Amberg, werden immer mehr. Und wir wollten aus leeren Schaufenstern digitale Knotenpunkte machen. Da würdest Du von draußen ein digitales Bild sehen. Lass uns aus etwas Negatim - die Leerstände - etwas Positives schaffen. Das eine Problem waren die Behörden, für so einen hohen bürokratischen Aufwand ist unser Team eigentlich zu klein. Das Andere die Technologie - Du siehst es nur nachts, tagsüber hast Du keine Chance mit bezahlbarer Technik das zu realisieren. Deshalb haben wir das auf Eis gelegt. Ist ein cooles Projekt, für später.

Was treibt Euch an, welchen Beweggrund hast Du?

Mein persönlicher Wunsch: ich arbeite grade an was ich will, wo ich will. Den Winter will ich z.B. künftig nicht mehr in Deutschland verbringen. Zum anderen will ich mit meinem Team kreativ sein. Zum Beispiel einen Kinofilm machen. Oder ein Computerspiel. Diese Infrastruktur zu haben um zu machen auf was man gerade Bock hat. Wir haben ein Filmstudio, wir haben bald ein Tonstudio - uns steht nichts mehr im Weg.

Trotzdem ist nicht immer alles Spaß, es muß ja auch Geld reinkommen. Wie machst Du das?

Für unseren Vertrieb haben wir ein sehr gutes CRM. Kaltakquise funktioniert für uns nicht. Wir haben verschiedene Channels wo wir an Leute rankommen, wo Leute reinkommen. Z.B. Netzwerkveranstaltungen wie Events bei der Techbase bis hin zu Social Media wo Leute auf uns zukommen. Das kommt alles in unser CRM bis es dann zu einem Termin kommt und wir unser "Vision Meeting" machen.

Verkaufst Du das "Vision Meeting" oder ist das gratis?

(lacht) aktuell ist es noch kostenlos, aber wir wollen dahin daß es etwas kostet. Es ist zwar noch ein großes Zeitinvestment für uns, aber wenn Sie in einem Vision Meeting sind dann kommt es normalerweise zum Auftrag. Es ist noch nicht die Masse so daß wir hier selektieren können.

Wie habt Ihr Euer Unternehmen finanziert?

Größtenteils dadurch das daß ich vorher schon gearbeitet habe. Dann hatte ich das Startkapital von 25000 Euro. Dann sind wir organisch gewachsen. Immer wenn wir größere Aufträge haben dann investieren wir wieder in Infrastruktur. Also alles selbst finanziert.

Habt Ihr spezielle Wert?

Sammy: wir sind immer freundlich und immer ehrlich. Bei uns sagt immer jeder wenn ihn was stört, und weil wir so freundschaftlich mit allen umgehen - auch intern - klappt das alles sehr gut.

Wie weit geht dann Eure Transparenz? Weiß jeder wieviel jeder verdient und immer wie es der Firma geht?

Also vom Feeling her kriegt jeder mit wie es der Firma geht. In konkreten Zahlen: Nein. Selbst wenn ich die nennen würde gibt es die Gefahr von Fehlinterpretationen.

An was arbeitet Ihr im Moment?

Wir haben natürlich viele kommerzielle Projekte die gerade am Laufen sind, also Kundenprojekte. Eigene Projekte sind z.B. unser eigener Tymclyps-Firmenchannel. Wir haben so viel Ideen für kleine Projekte, das lohnt sich aber nicht die jeweils einzeln zu vermarkten. Deshalb fließt unsere Energie komplett da rein. Und als Spaß üben wir gerade einen Song, "for the longest time". Ansonsten wollen wir uns selbst vermarkten und machen auf was wir Lust haben, weil das bei den Leuten ankommt.

Wie habt Ihr zwei, also Sammy und Tim, Euch kennengelernt?

Sammy: Der Tim hat damals Drehbuchautoren gesucht, und ich kann auch Regie führen...
Tim: Das war echt witzig, weil ich in Richtung Storytelling gehen wollte, aber keine Ahnung von Stories habe. Ich bin schon immer ein richtiger Technik-Nerd, hatte die Kameras, Schnitt, alles kein Thema. Aber Storytelling, da habe ich mir mal ein Buch gekauft und wußte oioioioioi ... und über einige Bekannte habe ich dann den Sammy kennengelernt.

Geld ist also für Dich nur Mittel zum Zweck um die Sachen machen zu können auf die Du Bock hast?

Wir sind ne GmbH und natürlich muß der Umsatz stimmen. Aber mein Ziel ist es nicht um jeden Preis Umsatz zu machen. "Wenn Du tust was Du liebst kommt das Geld von allein", da bin ich absolut überzeugt davon. Denn immer wenn wir Scheißprojekte gemacht und gedacht haben, da kommen wir dem Ziel nahe, da ging das immer superschief. Und immer wenn wir gemacht haben auf was wir Bock hatten kam das Geld. Wenn wir Projekte gemacht haben auf die keiner Bock hatte war jeder pünktlich um 17 Uhr weg. Wenn jeder mit Herz dabei ist, ist das ganz ein anderes Feeling, manchmal wachen einzelne in der Nacht auf und haben Ideen, wir schreiben uns abends um elf oder zwölf manchmal noch Ideen. Gestern haben wir bis um zehn abends noch die Soundbooth gebaut. Das ist ein ganz anderer Flow, und dann kommen auch ganz andere Umsätze langfristig gesehen, davon bin ich überzeugt. Natürlich ist der Profit wichtig, aber wir schauen nicht wo wir am meisten Profit herkriegen.

Was habt Ihr schon erreicht?

Sammy: Ein 16- und ein 18-Jähriger haben eine GmbH gestartet und etabliert. Ich sehe v.a. unsere persönliche Entwicklung, auch vom ganzen Team. Der Markus und die Melly haben früher nicht mal beim Arzt angerufen. Dann haben sie Kaltakquise gemacht für zwei Monate, weil jeder so aus seinem Ding ausbricht. Jeder hat da seine eigenen 5 großen Steps die er da erzählen könnte.
Tim: Klar, das eine sind große Aufträge. Das andere sind coole eigene Projekte. Wir haben so viel gelernt, auch durch Sachen die total schief gegangen sind. Der größte Erfolg ist daß wir jeden Tag hier gerne reinkommen und Lust darauf haben.

Das Unternehmen ist also ein Katalysator für die persönliche Entwicklung?

Sammy: das würde ich genau so unterschreiben.
Tim: Ziele sind wichtig, um auf einem Weg zu sein. Aber der Weg dahin ist entscheidend. Welche Person muß ich werden um dieses Ziel zu erreichen? Das ist wichtig. Die ersten zwei Jahre waren von Umsatz, von allem her, kacke! Aber was ich gewachsen bin, was jeder hier gewachsen ist in diesen zwei Jahren ... und lass uns nochmal in zwei, drei Jahren sprechen! So viele Erkenntnisse in so kurzer Zeit - das bekommst Du in der Schule nicht beigebracht. Ich bin so froh daß ich diese Chance hatte und genutzt habe. Ich war lange Zeit auch so... wenn jeder auf Dich einredet "Brauchst Du nicht ein Studium?!", "studier doch, mach doch erstmal was gscheids" ... natürlich, wenn Du das zwanzig Mal am Tag hörst und vier Monate lang keinen Umsatz hast dann überlegst Du "war das jetzt der richtige Weg?". Wenn ich aber meine persönliche Entwicklung betrachte im Vergleich zu meinen Freuden die z.B. gerade mit ihrer KFZ-Mechatroniker-Ausbildung fertig werden ...

Liebe Kinder da draußen, bitte gründet noch während der Schulzeit ein Unternehmen!

Es sagen ja immer alle, Gründen ist so riskant. Nein! Gründet so jung wie es geht! Was habe ich zu verlieren wenn ich mit 16 eine Firma gründe? Ich kann immer noch weiter in die Schule gehen, wohn noch daheim, keine Fixkosten, keine Familie, nix! Du kannst nix verlieren in dem Alter, es kann nichts schiefgehen, und wenn dann hast Du sauviele Erfahrungen gemacht. Machts das! Machts das!
Sammy: Ich darf das Mechatroniker-Beispiel in den richtigen Kontext rücken: es geht darum daß es den angesprochenen Leute in diesem Fall keinen Spaß macht was sie da tun.
Tim: Viele Leute bleiben immer drin stecken, und das ist krass.

Würdest Du einen Investor von Eurer Firma überzeugen wollen?

Nein.

Könnt ihr euch vorstellen euer Unternehmen eines Tages zu verkaufen?

Nein.

Vielen Dank für das Interview!